Auerbach Stadt-Anzeiger - Februar 2023

Stadt-Anzeiger Auerbach - Februar 2023 - 30 Vor 605 Jahren (Fortsetzung von Seite 24) (Fortsetzung Seite 34) Unter Kaiser Karl IV. - - erlebte Auerbach eine Blütezeit. So erhielt die Stadt nicht weniger als 9 wichtige Privilegien, z.B. das Bannrecht über Tafernen (etwa das Recht, Wirtshäuser zu genehmigen und von ihnen bestimmte Abgaben einzufordern), das Recht der Zollfreiheit mit Nürnberg und das Recht, einen Wochenmarkt abzuhalten. In diese Zeit fallen auch die Anlegung des großen Stadtweihers (1368), der ja heute nur mehr zum Teil besteht, und die Errichtung eines Schlosses (1374), das leider 1788 einstürzte und nicht wieder aufgebaut wurde. (siehe auch 6) Im Vertrag von Fürstenwalde (18. August 1373) verpfändete Kaiser Karl IV. den südlichen, also den sulzbachischen Teil von Neuböhmen, an die pfälzischen Wittelsbacher, um Otto V. (1346-1359; Sohn Ludwig des Bayern, Herzog von Bayern und zugleich Kurfürst von Brandenburg), seine Mark abkaufen zu können. Anstelle von Sulzbach wurde nun unser Auerbach Hauptstadt von Neuböhmen und Sitz eines Landgerichts. Büste Karls IV. von Peter Parler (1330/33-1399) im Prager Veitsdom mit dem Wappen Böhmens auf der linken Seite und dem Adlerwappen des Heiligen Römischen Reichs rechts. Die eigenartige Kopfbedeckung ist der Rest der ehemaligen Kaiserkrone. Als Kaiser Karl IV. am 29. November 1378 starb, wählten die Kurfürsten seinen ältesten, in Nürnberg geborenen Sohn Wenzel (1361-1419) zu seinem Nachfolger als römisch-deutscher König. Dieser weilte wie sein Vater mehrmals in unserer Stadt. In seine Amtszeit fielen u.a. die Gründung des Bürgerspitals (1380; Weihe der Spitalkirche 1384) und der Münzwerkstatt (alte Münze) anno 1390. Obwohl er für Auerbach viel getan hat war Wenzel als böhmischer (seit 1363; er war damals gerade 2 Jahre alt), sowie als römisch-deutscher (seit 1378) König doch wohl nicht der richtige Mann. Auch in seinem Stammland Böhmen überwarf er sich mit dem Adel und vor allem mit der Geistlichkeit. In Prag hatte er am 20. März 1393 den dortigen Generalvikar Johannes von Nepomuk foltern und in der Moldau ertränken lassen, u.a. weil er als Vertrauter der Königin das Beichtgeheimnis nicht brechen wollte. Aus dem anfangs gerechten und gutgesinnten Herrscher war, wie verschiedene Geschichtsbücher sagen, ein der Trunksucht verfallener, jähzorniger und unberechenbarer Mann geworden.

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